KONZERT DES KREISJUGENDBLASORCHESTERS
Harmonisches Spiel der Musen-Kräfte
Von unserem Mitarbeiter Bernd Hellstern
Einen nachhaltigen Eindruck hinterließ das Kreisjugendblasorchester bei seinen Konzerten in der Wandelhalle Bad Mergentheim und einen Tag zuvor in Reichholzheim.
Bad Mergentheim. Die gute Stube der Kurstadt war voll besetzt, als die 65 Akteure unter dem Beifall des erwartungsfrohen Publikums die Bühne betraten.
Es sei vorweggenommen: Als die jungen Musiker um ihre Dirigentin Julia Köstlin aus sage und schreibe 29 Vereinen des Main- Tauber- Kreises und angrenzender Regionen die letzten Töne in die Wandelhalle geschmettert hatten, durften sie zurecht minutenlangen Beifall der restlos begeisterten Zuhörer über sich „ergehen“ lassen.
Die Lust am Musizieren übertrug sich im Nu auf das mit Begeisterung zuhörende Auditorium. In seinen einleitenden Worten sagte Dr. Ulrich Derpa als Vertreter des Landrats, dass Musik viel mehr als nur ein schöner Zeitvertreib sei. Denn Musik verändere den Herzschlag, den Blutdruck, die Atemfrequenz und beeinflusse den Hormonhaushalt. Derpa nannte das Kreisjugendorchester eine gigantische logistische Meisterleistung, die nur deshalb funktioniere, weil sich mit dem Vorsitzenden der „Initiative Taubertäler Bläsertage“, Luk Murphy, Frank Mittnacht (Landratsamt) und Diana Gerner, drei Macher mit Herzblut dem Projekt verschrieben haben.
Die Sprache der Jugend
Dazu konnte heuer wieder Top- Dirigentin Julia Köstlin (frühere Dirigentin des Landespolizeiorchesters Baden-Württemberg) gewonnen werden, welche die musikalische Sprache der jungen Musiker und Musikerinnen spricht. Nicht zu vergessen die Dozenten die sich spontan zur Verfügung stellten, wie Michael Geiger (Hohes Blech), Hubert Holzner (Tiefes Blech), Ralf Schweizer (Saxophone), Simone Werner (Flöten) und Martin Scheffel (Schlagwerk).
Schon ein kurzer Blick in das Programmheft machte deutlich, dass das Programm gespickt war mit internationalen Highlights von hohem Schwierigkeitsgrad. Die Moderation der einzelnen Stück übernahmen die Mitglieder des Orchesters selbst.
Schon der Beginn mit dem Stück „Fanfare Festive“ von Michael Geßler, dem erst 40-jährigen österreichischen Komponisten und Bezirkskapellmeisters Zillertal, ließ das hohe Leistungsvermögen in konzertanter Blasmusik des Kreisjugendorchesters erkennen und erahnen, wieviel Potenzial in dieser Formation steckt. Man spürte förmlich die Harmonie und das kommunizieren zwischen den tiefen, raumfüllenden und schweren Tönen der Tubas und den feinen, fast zarten Klängen der Klarinetten und Querflöten.
Dazwischen hatten, sozusagen im freien Spiel der blechernen Kräfte, Posaunen, Trompeten, Tenorhörner und Saxofone, ihren klangvollen und virtuosen Auftritt, souverän geführt von Dirigentin Julia Köstlin.
Die beiden folgenden Stücke „Three Times Blod“ und „In Love with a Bugle“ stammen aus der Feder von Fritz Neuböck. Ersteres schrieb er für die Taubertäler Bläsertage, die drei Teile sind das musikalische Pendant zu den drei Bildtiteln „Eisblut, Erdblut, Sonnenblut“ des Malers Stefan Feuchtner. In der Ballade „In Love with a Bugle“ kommt der wunderbare Charakter des Flügelhorns zum Tragen, was Solist Felix Both in hervorragender Weise gelang.
Das Kontrastprogramm dazu „America“ aus dem Musical „West Side Story“ von Leonard Bernstein. Es ist die in das New York der 50er Jahre übertragene Tragödie von William Shakespeares „Romeo und Julia“, eine dramatische und gesellschaftspolitisch angehauchte Liebesgeschichte vor dem Hintergrund rivalisierende ethnischer Jugendbanden.
In den unendlichen Weiten
Mit Christina Neuper (Piccolo-Flöte) und Ilvi Marie Seidemann (Gesang), waren zwei weitere Solistinnen zu hören. Dabei streichelte im Stück „Jade“ Christina Neuper die Töne geradezu zärtlich aus ihrer Piccolo-Flöte, als wären sie zerbrechlich. Ilvi Marie Seidemann performte den Song „Ich gehör nur mir“ aus „Elisabeth das Musical“ so authentisch, als werbe sie nach dem Motto „ich will nicht gehorsam sein, gezähmt und gezogen sein…“ persönlich für die Emanzipation der Frau.
Nach einem Abstecher in die unendlichen Weiten des Weltraums und der Jedi-Ritter, mit der „Selections from der Star Wars: The last Jedi“ und der „Fanfare fort the Common Man“ von den legendären Rock- Band „Emerson, Lake & Palmer“ näherte man sich mit raumfüllender Lautstärke der damals weltweit lautesten Rock-Band und Vorreiter des Hard-Rock und dem Heavy-Metal-Sound „Deep Purple“; deren damaliger Stil durch treibende Rythmusarbeit und Improvisation geprägt war, und die den Anfangs-Riff von „Smoke on the Water“ zu einem generationsübergreifenden zeitlosen Ohrwurm machte.
Mit der Tauberfranken- Hymne bereitete das Kreisjugendorchester die Zuhörer vor auf ein grandioses musikalisches Finale, das in Form von „Gold von den Sternen“ ein Konzert beschloss, das bestach durch faszinierende konzertante Blasmusik von hoher Qualität.
Die Ratschläge, die der König dort seinem Sohn für das Leben gibt, benötigt das Kreisjugendorchester sicher nicht, denn es befindet sich im vierten Jahr seines Bestehens auf einem guten Weg, eine anerkannte und erfolgreiche Formation der Blasmusik zu werden. Dies auch dank einer umsichtigen Führung der jungen Musiker durch ihre Mentoren.
FN-Web