Bahnhof Lauda,

Konzepte mit verschiedenen Ansätzen

KONVERSION: Ingenieurteam Jouaux möchte aus dem Bahnhof in Lauda einen Bürgerpalast mit Hausbrauerei machen / Dr. Gunther Wobser plant eine „Brainstation“

Konzepte mit verschiedenen Ansätzen

Wie geht es mit dem leerstehenden Bahnhof in Lauda weiter? Der Stadt liegen zwei Investorenkonzepte vor, die am Montag der Bevölkerung vorgestellt wurden.

Lauda-Königshofen. Konversionsflächen hat die Stadt Lauda-Königshofen genügend. Nachdem für die ehemalige Bundeswehr-Kaserne schon vor Jahren mit dem i_park Tauberfranken eine Nachnutzung gefunden wurde, ist nun das Bahngelände an der Reihe. Das wohl wichtigste Gebäude dabei ist der Bahnhof, der mittlerweile im Besitz der Stadt ist und nun ebenfalls darauf wartet, wieder mit Leben gefüllt zu werden. Am Montagabend präsentierten nun zwei heimische Investoren, das Ingenieurteam Jouaux aus Lauda sowie Dr. Gunther Wobser, ihre beiden Konzepte.

Wie Bürgermeister Thomas Maertens eingangs der Bürgerversammlung im großen Sitzungssaal des Rathauses vor rund 120 Zuhörern mitteilte, habe die Stadt rund zehn Jahre daran gearbeitet, den Bahnhof kaufen zu können, denn das Gebäude sollte nicht dem Markt der freien Kräfte zur Verfügung stehen.

„Wir wären sonst Gefahr gelaufen, nicht mehr kontrollieren zu können, was damit geschieht“, so Maertens. Da sich die Stadt Lauda-Königshofen aber nur als Zwischenerwerber sehe, habe der Gemeinderat einen Investorenwettbewerb (Bieterverfahren) gestartet, an dem sich nun diese beiden Investoren beteiligt hätten.

Wie Christine Jouaux für ihr Projektteam mitteilte, sehe dessen Konzept eine Wandlung vom Bahnhof hin zu einem Bürgerschloss oder auch Bürgerpalast vor. „Wir wollen hier gesellschaftlich etwas schaffen“, so Jouaux. So sehen ihre Planungen eine Umwandlung der Wartehalle zu einem Café mit Ausstellungsfläche vor. Zudem sollen ein Bürger-Forum als zentraler öffentlich-zugänglicher Raum, eine Public Area, für Lesungen, Festivitäten und Feiern entstehen.

Eine „Free Lounge“ soll ein öffentlich zugänglicher Raum zu einer neuen Mobilitätszentrale mit barrierefreiem Zugang werden. Die Sparda-Bank soll ebenfalls dort untergebracht werden. Der Wunsch, die Stadtbibliothek mit Mediathek im Bahnhof zu integrieren, sei nicht machbar, „denn in der Altstadt könnte in den jetzigen Räumen keine Nachnutzung gefunden werden“, so Christine Jouaux.

Hostelräume im Dachgeschoss, Konferenzräume, ein öffentlicher Raum der Stille sowie ein Kunstmuseum „Daun Ander“ im Gewölbekeller sowie „Kunst im Speicher“ würden dem Gebäude ebenso neues Leben einhauchen. Ein „Schloss-Bäck“ mit Café und Imbiss sei an vertrauter Stelle geplant.


„Biergarten am Gleis“

Mittelpunkt sei aber eine Gastronomie mit „Biergarten am Gleis“, mit einem eigenen produzierten Craft-Bier. Wie Thomas Rutka, gelernter Brauer und heute im Bereich Brauereianlagen tätig, erklärte, sei ein „trendiger Gastraum“ geplant, in dem Bierseminare und Workshops stattfinden könnten. Diese „Laudamer Bahnhofs Braumanufaktur“ sei eine Bereicherung der Gastronomie in Lauda-Königshofen. Sie sei Anziehungs- und Treffpunkt für Einheimische und Touristen. Die angrenzende ehemalige Pakethalle bietet als Kunst- und Eventhalle Platz für vielerlei Veranstaltungen, wie etwa Weihnachtsmärkte. Das Investitionsvolumen für dieses Konzept belaufe sich, so Christine Jouaux abschließend, auf rund 3,85 Millionen Euro.

Junge Menschen für Technik begeistern will Dr. Gunther Wobser mit seinem völlig anderen Konzept. Er möchte aus der „Trainstation“ eine „Brainstation“ machen. Junge Menschen, so Wobser in seiner Präsentation, würden heute vielfach die Region verlassen, um in Ballungsräumen ihr berufliches Glück zu suchen. „Unternehmen haben es damit schwer, Fachkräfte zu bekommen“, so Wobser.

Er verfolge deshalb die Idee eines „MakerSpace“, eine Art gut ausgestattete Werkstatt, in der Jugendliche ab 16 Jahren unter Anleitung und Federführung verschiedener Firmen eigene Projekte verfolgen können und dort das nötige Rüstzeug erlernen können.

Im Rahmen von Coworking könnten auch zum Beispiel Schreibtische an junge Leute stundenweise vergeben werden, an denen sie ihre Start-up-Ideen verfolgen können, aber auch die Anmietung von Einzelbüros sei möglich.

Neben verschiedenen Handwerksbetrieben sei diese „Brainstation“ ebenso für die Hochschule für angewandte Wissenschaften Würzburg-Schweinfurt interessant, von der am Montagabend auch einige Professoren nach Lauda kamen. Neben lokalen Handwerksbetrieben möchte Wobser auch die Schulen einbinden.

In der Bahnhofshalle soll zudem eine Eventfläche entstehen, die allen Bürgern zur Verfügung stehe. Ein Café als wichtiges Element für Reisende, sei zudem geplant. Daneben sehe das Konzept auch zehn Hotelzimmer mit Self-Check-in vor. Die Mobilitätszentrale sei ebenso wichtig. Zum Beispiel könne man sich hier stundenweise ein Auto leihen.

In einer ersten Berechnung habe man einen Investitionsbedarf von rund 3,3 Millionen Euro errechnet. „Wir sind bereit, diese Summe zu investieren und könnten mit dem Umbau und der Renovierung der Gebäude sofort anfangen“, so Dr. Wobser. Im Frühjahr 2020 könnte alles fertig sein. „Ich möchte ein historisches Denkmal erhalten und meiner Heimat etwas zurückgeben, damit wir uns als Stadt und als Region weiterentwickeln können.

„Eigentlich brauchen wir beide Konzepte“

Lauda-Königshofen. Der Gemeinderat will in naher Zukunft über eines der beiden Konzepte für die Nachnutzung des Bahnhofsgebäudes entscheiden und hat deshalb die Stadtverwaltung beauftragt, im Rahmen einer Bürgerversammlung auch die Meinungen in der Bevölkerung zu den beiden Planungen zu hören. Davon machten am Montagabend zahlreiche Bürger Gebrauch.

So wollte ein Bürger wissen, ob die Stadt für Veranstaltungen die Räume künftig anmieten könne. „Sollte die Stadt Interesse an Teilflächen haben, können wir darüber sprechen“, so Christine Jouaux. Von Dr. Gunther Wobser ist es dagegen nicht vorgesehen, irgendwelche städtischen Einrichtungen, wie etwa die Stadtbibliothek, zu verlagern.

Angela Kaserer, Inhaberin des Zeitungskiosks am Bahnhof, war voll des Lobes über beide Konzepte. „Wir saugen sie im Moment auf wie ein Schwamm, die Vorstellungen sind toll“.

Egbert Wöppel zeigte sich froh, dass in beiden Konzepten Übernachtungsmöglichkeiten vorgesehen seien.

Die BSW-Fotogruppe Lauda ist momentan noch der einzige Mieter im Bahnhof Lauda. Deren Leiter Dieter Göbel wollte deshalb wissen, wo seine Fotogruppe künftig untergebracht werde, nachdem die Räumlichkeiten erst vor kurzem mit großem finanziellen Aufwand renoviert worden seien. Wie Bürgermeister Maertens anmerkte, sei der Bahnhof den beiden Investoren mieterfrei angeboten worden. Da die BSW-Fotogruppe aber noch einen längerfristigen Mietvertrag habe, sei es eine Angelegenheit der Stadt, die Hobbyfotografen künftig anderweitig unterzubringen. „Die Stadtverwaltung müsste deshalb eine Lösung suchen.

Die Sparda-Bank, die ebenfalls noch im südlichen Teil des Bahnhofs einen Geldautomaten unterhalte, hätten beide Konzepte auch künftig einen Platz eingeräumt, so Maertens auf eine weitere Frage. Voll des Lobes war Jonas Baumann, dass im Konzept von Dr. Wobser für junge Leute etwas getan werde und dadurch eventuell sogar jüngere Menschen aus den Städten nach Lauda-Königshofen gezogen würden.

Stadtrat Michael Geier forderte die Bürger auf, sich Gedanken zu den beiden Konzepten zu machen und die dann auch dem Gemeinderat zur Entscheidungsfindung mitzuteilen.

Ob Thomas Rutka die Brauerei selbst betreiben werde, wollte ein anderer Bürger wissen. „Wir brauchen dafür einen Kooperationspartner“, so Rutka, der sich allerdings auch vorstellen könnte, die Brauerei eventuell selbst zu betreiben.

Wie Dr. Wobser auf eine andere Frage mitteilte, wolle er im Falle eines Zuschlags eine Brainstation GmbH gründen, die diese Flächen dann betreiben und auch vermieten soll. „Wir wollen möglichst viele Firmen zur Mitarbeit gewinnen“, so Wobser.

Da es seit längerem im Bahnhof keine Toilette mehr gibt, kam dazu die Frage,, ob in Zukunft wieder eine vorgesehen sei. Beide Investoren sehen in ihren Konzepten eine öffentliche WC-Anlage vor.

Rainer Seifert, Vorsitzender der Narrengesellschaft Lauda, brachte abschließend die Gedanken vieler Bürger auf den Punkt: „Eigentlich brauchen wir in Lauda beide Konzepte“. Günter Appel fragte deshalb an, ob beide Bieter miteinander kooperieren würden. Beide Investoren halten dies allerdings für schwierig. „Es sind einfach zwei unterschiedliche Konzepte. Jetzt muss der Gemeinderat die Eier in der Hose haben und sich für ein Konzept entscheiden“, so Dr. Wobser.

Es gebe zwar viele Parallelen, jedes Konzept sei aber in sich schlüssig. Schließlich könne man den Bahnhof nicht verdoppeln, weswegen sich der Gemeinderat für eines der beiden Konzepte entscheiden müsse, warf Christine Jouaux ein.

Zu guter letzt kam noch die Frage auf, was mit dem ehemaligen Eichholz- bzw. Strabag-Gebäude, das ja zum Bahnhof Lauda gehöre, geplant sei.

Wie Bürgermeister Thomas Maertens dazu anmerkte, seien die bisherigen Versuche, dieses Gebäude zu kaufen, an den Preisforderungen von Strabag gescheitert.

FN-WEB

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